Der Axel Springer Verlag ist vor allem als Herausgeber der Bild-Zeitung und zahlreicher anderer Presseformate bekannt. Schon früh investierte das Unternehmen allerdings auch in digitale Geschäftsmodelle. So kaufte der Verlag schon im Jahr 2006 74,9 Prozent der Anteile am Preisvergleichsdienst Idealo. Fünf Jahre später kam dann auch noch eine Mehrheitsbeteiligung an der Visual Meta GmbH hinzu.
Diese ist unter anderem für die Produktsuchmaschinen Ladenzeile und Shopalike bekannt. Beide Deals erwiesen sich in der Folgezeit als extrem profitabel. Wie der Online Marketing Rockstars Podcast nun allerdings exklusiv berichtet, möchte sich der Verlag von den beiden Beteiligungen trennen. Eine offizielle Bestätigung gab es bisher nicht.
Die Börse sah Springers Zukäufe zuletzt kritisch
Bekannt wurde die Neuigkeit durch den Venture-Capital-Spezialisten Sven Schmidt. Seinen Angaben zufolge sucht die Investment-Bank GCA Altium aktiv nach Käufern. Ob beide Unternehmen gemeinsam oder einzeln verkauft werden, steht demnach noch nicht fest. Weshalb der Axel Springer Verlag sich von den Beteiligungen trennen will, kann nur spekuliert werden.
Allerdings sah der Kapitalmarkt zuletzt einige Zukäufe im digitalen Bereich eher kritisch. Die Übernahme des Branchendienstes Business Insider durch Axel Springer führte beispielsweise zunächst zu Kursverlusten. Es ist daher denkbar, dass Springer-Chef Mathias Döpfner ein Signal an die Börse senden möchte, dass sich die Investitionen im digitalen Bereich langfristig durchaus lohnen können.
Idealo machte zu besten Zeiten 40 Millionen Euro Gewinn
Denn sowohl Idealo als auch Ladenzeile gehörten lange Jahre zu den Gewinnbringern innerhalb des Verlags und dürften mit großem Gewinn verkauft werden. Experten gehen davon aus, dass ein potentieller Käufer für beide Unternehmen zusammen bis zu 400 Millionen Euro zahlen müsste. Insbesondere Idealo gilt als Ertragsperle innerhalb des Konzerns. Zu besten Zeiten trug das Portal mit rund vierzig Millionen Euro zum Vorsteuergewinn von Axel Springer bei. Allerdings zeigt sich anhand von Idealo auch, wie wechselhaft das digitale Geschäft ist. Denn das Vergleichsportal litt stark unter Änderungen am Suchalgorithmus von Google, sodass der Gewinn inzwischen nur noch bei rund der Hälfte früherer Zeiten liegt.
Die Umstellung auf mobile Endgeräte muss bewältigt werden
Zudem haben sowohl Idealo als auch Ladenzeile mit der Umstellung auf mobile Endgeräte zu kämpfen. Die Portale selbst sind zwar längst dementsprechend optimiert. Viele der Partnershops allerdings noch nicht. Dies kann dazu führen, dass mobile Nutzer zwar weitergeleitet werden, dann aber keinen Kauf tätigen und daher auch keine Provision fällig wird. Idealo versucht diese Problematik zu lösen, indem Käufe direkt auf dem Portal getätigt werden können. Bisher haben aber nur vergleichsweise wenige Shops die Möglichkeit zum „Idealo Direktkauf“ in ihr Angebot aufgenommen. Auch auf diesem Feld steht einem möglichen Käufer also durchaus Arbeit ins Haus.
Eine zweite Traffic-Quelle wäre von großem Nutzen
Über mögliche Käufer wird in der Branche daher bereits heftig spekuliert. Gut wäre es, wenn der neue Eigentümer in der Lage wäre, eigenständigen Traffic – unabhängig von Google – zu generieren. Theoretisch würde sich daher ein Kauf durch ProSiebenSat.1 Media anbieten. Ähnlich wie Axel Springer hat auch die Sendergruppe frühzeitig in digitale Startups investiert und könnte Idealo und Ladenzeile durch preisgünstige Fernsehwerbung unterstützen.
Im Idealfall kämen die Kunden dann direkt zu den Vergleichsportalen – ohne den Umweg über Google. VC-Experte Sven Schmidt geht allerdings nicht davon aus, dass ein solcher Deal erfolgreich wäre. Er bezweifelt, dass sich die Gehaltsstrukturen bei ProSiebenSat.1 so anpassen lassen, dass dies für wichtige Mitarbeiter und die Gründer der zugekauften Unternehmen attraktiv wäre.
Ein Käufer aus dem Private-Equity-Bereich ist wahrscheinlich
Es ist daher davon auszugehen, dass sich ein oder zwei Investoren aus der Private-Equity-Szene die Mehrheit an Idealo und Ladenzeile sichern werden. Der Axel Springer Verlag wird sich zukünftig dann zunächst wieder verstärkt seinem Kerngeschäft widmen: Der Werbevermarktung und der Vermittlung von Kleinanzeigen.